Im September war also der Rohbau fertig, nun geht es Schlag auf Schlag weiter. Wir kommen mit dem Fundraising nicht mehr nach und müssen auf die Rücklagen für den Internatsbetrieb zugreifen. Keine leichte Entscheidung, aber die Aussicht, das Gebäude bereits für die kommende Winterschule nutzen zu können, gibt den Ausschlag.
„Which colour shall we make the mosquito net doors? Standard brown?“
Immer wieder erreichen uns über Messenger Fragen, die stantepede geklärt sein wollen. Immer wieder tauchen Details auf, die nicht von vornherein bedacht waren und rasche Entscheidung erfordern. Welcher Lüftungsmechanismus bei den Badezimmer-Fenstern, welche Bäume als Ersatz für die gefällten, welche Beleuchtungskörper außen?
Die Rahmen für die unbedingt nötigen Moskitoschutztüren werden in dem selben Blau wie das Dach und die innen liegenden Vollholztüren gestrichen …
… und sind hier bereits eingebaut: Blick von der Terrasse das alten Schulgebäudes auf das neue, nun in Gompa-Rot gestrichene Wohnhaus.
Stillstand gibt’s nicht
… auf dieser Baustelle. Ingenieur Rajendra Paudel schafft es, die einzelnen Gewerke so zu organisieren, dass gleich nach Abschluss von Elektro- und Sanitärinstallationen in den einzelnen Räumen die Maler bereit stehen. Es passiert unglaublich viel parallel, es sind immer genug Arbeiter*innen da, das Material liegt bereit.
Das war die Situation in der alten improvisierten Küche – hier wird gerade zusammengeholfen, um Momos für 28 Personen zuzubereiten.
Die Küche im neuen Haus hat die ortsübliche betonierte und geflieste umlaufende Arbeitsplatte und eine Durchreiche zum Speisesaal.
Einfach aber zweckmäßig
Der Innenausbau läuft wie am Schnürchen. Es wird hier keinen Luxus geben, aber einen ordentlichen Standard, am nepalesischen Umfeld gemessen. Bodenbelag etwa gibt es nur in Küche und Sanitärräumen – diese sind verfliest. Und die Toiletten sind – bis auf eine – den nepalesischen Gepflogenheiten entsprechend leicht zu pflegende asiatische Hocke-Klos.
Blick aus einem der Schlafräume auf den Gang. Die Türen haben Oberlichten: tags wird so der Vorraum heller, nachts sieht man, wo im Zimmer noch Licht brennt.
Die Waschrinnen in den Sanitärräumen sind gemauert und verfliest. Warmes Wasser gibt es nur in der Dusche.
Die doppelte Decke
Dass wir über den Schlafräumen eine Betondecke und darüber ein Satteldach errichten wollten, hat unsere Partner anfangs irritiert: In Nepal hat man entweder eine Betondecke und damit ein Flachdach, oder man baut ein Giebeldach und die Räume darunter sind zum Dachstuhl offen. Wozu Geld für eine doppelte Decke verschwenden? Wer schon einmal bei Monsunregen unter einem Blechdach zu schlafen versuchte, weiß aber warum. Zudem hätte ein Flachdach nicht zum bestehenden Schulhaus gepasst – und würde sicher nicht dauerhaft dicht sein.
Erst als Architekt Christoph Brandstätter den Dachraum etwas erhöhte, um ihn nutzbar zu machen, war die Diskussion beigelegt!
An der Ostseite gelangt man über eine schmale Treppe in den offenen Dachraum. Hier auch gut zu sehen: die auf Mustang verweisenden blauen Friese über Türen und Fenstern.
Der luftige Dachraum hat in der Mitte eine gute Durchgangshöhe und ist etwa zum Trocknen für Wäsche oder Heilpflanzen nutzbar. Und sicher auch zum Spielen.
Abgestempelt – das zweite OK
Seit dem Erdbeben von 2015 gibt es in Nepal strengere Sicherheitsauflagen und Kontrollen für Neubauten. So muss der in den tragenden Elementen eines Gebäudes eingesetzte Stahl von der Behörde abgenommen werden, bevor er einbetoniert wird (siehe „Beton kübelweise“), und nach Abschluss der Hauptarbeiten gibt es eine zweite Begehung. Auch die hat unser Haus Mustang problemlos bestanden!
Conclusio und Unterschriften: die Stadtgemeinde Pokhara bestätigt die ordnungsgemäße Durchführung unseres Bauvorhabens.
Das nahezu fertige Haus vom südlichen Nachbargrundstück aus. Auf diesem Foto ist das Erdgeschoß noch nicht gestrichen.
… Ja, und was fehlt nun überhaupt noch?
Neben der Einrichtung vor allem ein ganz spezifisches Element von Christoph Brandstätters Entwurf: die doppelte Brücke über das Hochwassergerinne zwischen der Schule und dem Wohnhaus. Darüber mehr im nächsten Beitrag!
...und bleiben Sie dran: Wir verständigen Sie per e-Mail, wenn es Neuigkeiten gibt.